Radtour Rügen – Bad Muskau


Im Dezember 2019 habe ich mir nach 15 Jahren ein neues Fahrrad gekauft. Oder sagen wir besser: konfektionieren lassen. Mit übernommen habe ich meine Rohloff-Schaltung und meinen Brooks-Sattel. Jetzt habe ich einen matt-orangen Tout Terrain Rahmen (Silkroad) und den ganzen Aufbau hat Meißner-Raeder aus Dresden übernommen.

Jetzt ergab sich die erste Möglichkeit, das Rad auch mal auszuführen. Die Familie hat eine Woche auf Rügen Urlaub gemacht und in dieser Zeit bin ich den Oder-Neiße-Radweg nach Süden gefahren.

Unterwegs war ich vom So, 31.05.2020 bis Sa, 06.06.2020 – also 7 Radfahrtage und 6 Übernachtungen.

Anfahrt Dresden – Sellin

Zunächst sind wir alle mit dem Zug nach Rügen gefahren. Zuerst mit dem neuen IC Richtung Rostock-Warnemünde und ab Berlin-Gesundbrunnen bis Binz mit dem ICE. Ein Fahrrad mitzunehmen war kein Problem. Eine Reservierung ist dafür natürlich notwendig.

Kurios: Im DB-Fernverkehr kostet die streckengebundene Fahrradkarte 5,40 € mit BahnCard (seit der 7% MwSt-Umstellung). Im Nahverkehr kostet die Fahrradtageskarte 6,50 €. Letztere gilt nur zusammen mit einer Fahrkarte. Am Ende hat man dann ebenfalls einen Streckenbezug.

Von Binz bis Sellin bin ich dann dem Radweg gefolgt und habe die ersten Erfahrungen mit alten Betonplattenwegen gemacht. Diese sind insbesondere mit Löchern keine Freude zum Fahren. Ohne Löcher rumpelt man auch nicht gerade schön entlang.

Tag 1: Sellin – Peenemünde

Der Plan war eigentlich, ganz gemütlich auf Rügen zu bleiben und erst um 16 Uhr mit der Fähre nach Pennemünde überzusetzen. Die Reederei Adler-Schiffe bietet eine entsprechende Verbindung an und hat zudem ein wirklich vorbildliches Online-Buchungssystem.

Zwei Tage vor der Abfahrt hat man die Verbindung aber wegen schlechter Wetterbedingungen storniert. Der Vorteil meines Online-Tickets: Ich wurde sofort informiert und konnte mir den Kaufpreis gutschreiben lassen.

Da ich die Unterkunft in Karlshagen aber bereits verbindlich gebucht habe – die einzige auf der ganzen Reise – hab ich dann Rad und Bahn kombiniert:

  • Mit dem Rad von Sellin bis Putbus
  • Mit der Pressnitztalbahn (!) von Puttbus nach Bergen („Zugbringer„)
  • Mit der ODEG von Bergen bis Stralsund
  • Mit der DB von Stralsund bis Greifswald
  • Mit dem Rad von Greifswald bis Karlshagen

Fahrkarte: Mit dem DB-Navigator war es nicht möglich eine durchgehende Fahrkarte Puttbus Greifswald zu kaufen. Aber der Fahrer des kleinen Zuges konnte das sehr wohl inkl. der Fahrradtageskarte zusammen auf einem Bon. Preis: 15,65 €.

Von Greifswald bis Usedom war es dann schon ziemlich windig. Insofern war die Stornierung von Adler-Schiffe sicher gerechtfertigt. Es war aber alles machbar, ging nur vielleicht etwas langsamer. Mit Wind muss man an der Küste aber ja nun mal rechnen.

Tagesetappe

  • 69,80 Kilometer

Unterkunft

  • Usedom Bike-Hotel & Suites
    • Bett & Bike zertifiziert
    • Onlinebuchung
    • 91 € inkl. Frühstück –> inseltypisch die teuerste Unterkunft auf der Radtour

Tag 2 Karlshagen – Ueckermünde

Karlshagen war ja gar nicht mein Ziel. Eher eine Verlegenheit am Pfingstsonntag auf Usedom noch eine Unterkunft zu bekommen. Eigentlich wollte ich ja nach Pennemünde und das habe ich dann am Tag 2 nachgeholt. Sind ja nur ein paar Kilometer auf einem schönen Radweg auf der ehemaligen Werksbahnstrecke.

Kurios: Direkt am Hafen am U-Boot gibt es auch einen Volksbank-Automat. Den hab ich gleich mal genutzt, weil alles kann man ja nun nicht mit Karte zahlen. Wie z.B. die Unterkunft am Abend in Ueckermünde.

Von der Insel runter hatte ich dann einen anderen Weg bis Wolgast. Das war zwar langsamer aber auch lohnender. Nach Wolgast ging es dann durch schöne Naturschutzgebiete, über tolle und nicht so tolle Wege („Betonplattenweg“) und teils über Waldpfade bis nach Ueckermünde. Direkt am Ortseingang war mein Ziel: Die Pension am Rosengarten.

Tagesetappe

  • 89,91 Kilometer

Unterkunft

Tag 3 Ueckermünde – Penkun

Nach Ueckermünde geht es nach Rieth. Ein niedlicher, kleiner Ort mit der ersten „Buchhaltestelle“ auf meiner Tour. Später habe ich etwas ähnliches gesehen. Aber diese war die schönere Variante. Ab Rieth geht der Radweg streckenweise auf der Strecke der Randower Kleinbahn. Das wurde bereits 1993 als Radweg ausgebaut, nachdem es die Kleinbahnstrecke schon länger nicht mehr gibt. Der Weg ist ok. Heute würde man eventuell eine bessere Oberfläche machen.

Hier ist man ganz nah an der polnischen Grenze und sieht doch noch keine Oder. Die preußische „Meilensäule“ soll aber laut Geschichtstafel „20km“ bis Stettin ausweisen. Kann man sich nicht vorstellen. Aber es ist wohl wirklich nicht weiter.

Penkun war mein Tagesziel. Ein kleines Städtchen mit Schloß. Mein Gasthaus mit Restaurant hatte noch coronabedingt nur die Zimmer geöffnet. Zum Abendessen hat man mich an das Restaurant Park Am See vermittelt. Wunderschön gelegen, an diesem Abend nichts los und leckeres deutsch-polnische Küche.

Tagesetappe

  • 91,66 Kilometer

Unterkunft

Tag 4 Penkun – Hohenwutzen

Endlich Oder! Das hat ja ein paar Tage gedauert, bis ich dann endlich an der Oder agenkommen bin. Wunderschön und dann gleich ein Eis am Radweg in Gartz (Eiscafé Villa Oderblick).

Mittagessen gab es in der Innenstadt von Schwedt und dann aber weiter. Bis Hohenwutzen möchte ich heute kommen.

Tagesetappe

  • 85,77 Kilometer

Unterkunft

Teil 5 Hohenwutzen – Reitwein

Nach Hohenwutzen kommt bald Zollbrücke mit dem Theater am Rand. Aber was soll man da am Vormittag. Außer schöner Landschaft ist bei dem Abschnitt wenig in Erinnerung geblieben. Ich hatte es auch etwas eilig, weil für den Nachmittag Gewitter angesagt waren. Man weiß ja leider vorher nicht, dass diese Gewitter nie ankamen und es nur in der Nacht leicht regnete.

Untergekommen bin ich in der Gräflichen Villa in Reitwein. Das habe ich spontan über Booking.com gebucht. Ein Haus mit Geschichte und sehr angenehm. Das Frühstück war wirklich das beste, was ich in den paar Tagen hatte. Liebevoll, reichhaltig aber auch nicht zu viel.

Was in Reitwein die „Perle des Oderbruchs“ sein soll hab ich nicht verstanden. Ganz nett, aber auch nicht beeindruckend.

Abends bin ich nach Podelzig zum Abendessen im Gasthaus am Anger gefahren. Eher Typ Dorfkneipe aber ich habe etwas zu Essen bekommen und wurde sehr freundlich bedient. Bin ja immer froh, wenn überhaupt jemand auf dem Land die Gastronomie offen hält.

Tagesetappe

  • 77,81 Kilometer

Unterkunft

Tag 6 Reitwein – Neuzelle

Tagesetappe

  • 74,00 Kilometer

Unterkunft

  • Landhaushotel Prinz Albrecht
    • Bett & Bike zertifiziert
    • Eigene „Radlerherberge“ auf der anderen Straßenseite in zweiter Reihe (ruhig)
    • Buchung über eigene Webseite
    • Restaurant für Abendessen
    • 58 € inkl. Frühstück

Tag 7 Neuzelle – Bad Muskau

Die letzte Etappe started mit bedecktem Himmel. Optimale Verhältnisse um weit zu kommen. Mein Ziel war mindestens Forst (Lausitz) oder dann bis Bad Muskau. Und der Traum: Eis-Essen im Muskauer Park am Nachmittag.

Auf dem Weg lag auch Guben, was auf den ersten Blick deutlich attraktiver als Forst und Frankfurt (Oder) ist. Aber ich bin ja auch nicht für Städtetouren unterwegs.

Übrigens: Alle Grenzübergänge nach Polen waren zum Zeitpunkt der Radtour gesperrt. Auch kleine Fußgängerbrücken, wie z.B. im Bad Muskauer Park waren mit Bauzäunen abgesperrt und auf polnischer Seite standen z.T. Militärzelte und entsprechendes Personal. Eine Woche später wurde die Grenze von Polen wieder geöffnet. Schade, aber dadurch bin ich gar nicht in die Versuchung gekommen, mal kurz rüber zu fahren.

Nachdem ich in Forst nicht spontan am „Forst-Döner“ angehalten habe, hatte ich dann auch nichts mehr am Weg gefunden. Bis zur „Blauen Maus“ in Groß Bademeusel – bereits ein paar Kilometer weg von Forst. Hier hat mich eine Angebotstafel am Oder-Neiße-Radweg in den Ort gelockt und es gab tatsächlich um 15 Uhr noch ein leckeres Mittagessen.

Die folgenden Kilometer bis Bad Muskau waren überraschend vielfältig, was die Natur anging. So auch der Märchenwald im Naturschutzgebiet „Schwarze Grube“. Mit dem Rad ist man schnell durch. Leider, weil wunderschön!

Am Ende hab ich mein Ziel erreicht. um 17:40 Uhr noch rechtzeitig im Café im Muskauer Schloß angekommen und noch mit einem Eis und Sonnenschein belohnt worden. Herrlich.

Tagesetappe

  • 101,24 Kilometer

Rückfahrt

Von Bad Muskau fährt nur die Schmalspurbahn nach Weißwasser. Aber auch nicht um diese Zeit. Da muss man schon nochmal das Fahrrad bemühren. Es sind ja auch nur 9km bis zum Bahnhof Weißwasser.

Von Weißwasser hat man die Möglichkeit über Cottbus oder Görlitz zurückzufahren. Das gibt sich preislich und zeitlich nicht viel. Ich habe mich dann für die „klassische“ Verbindung über Görlitz entschieden. Mit der ODEG bis Görlitz und dann mit dem Trilex weiter nach Dresden. Der hält zwar bei dieser Verbindung als RB an jeder Milchkanne aber dafür war Platz genug in dem kleinen Desiro Triebwagen.

Fahrkarte: Der DB-Navigator kann wirklich keine Fahrradtageskarte verkaufen. So habe ich zwar die Fahrkarte digital gekauft, musste im Zug dann eine Fahrradtageskarte nachlösen. Das ist kein Problem, da im ZVON offenbar eh alle Fahrkarten-Automaten abgebaut wurden. Auch in Görlitz Hbf habe ich keinen gesehen. Hier gibt es auch kein DB-Reisezentrum mehr. Das hat ebenfalls Trilex übernommen.

Fazit

Insgesamt 590 km in 7 Tagen bzw. im Schnitt 84 km pro Tag. Das bin ich recht zufrieden. Ich wäre manchmal lieber ein paar Kilometer weniger gefahren und hätte eine längere Mittagspause eingelegt. Aber meist gab es ausgerechnet mittags nichts, wo man anhalten konnte. Da ist auf jeden Fall noch Potential bei dem Radweg.